Novomatic-AnleiheSchön waren die Zeiten, als das eigene Ersparte seelenruhig auf dem Bankkonto schlummerte und sich dabei von ganz allein vermehrte. Zwar waren die Zinsen nur selten über der Inflation, die jüngeren werden sich erinnern, doch immerhin gab es für die Einlagen noch einen Gegenwert. Heute jedoch können die Sparer froh sein, wenn sie nicht noch Strafzinsen bezahlen dürfen. Für die Banken scheint das Aufbewahren des Geldes der Kleinen Leute mittlerweile eher ein ungewolltest Übel darzustellen. Eingebrockt hat das Ganze die Finanzkrise, die sich seit 2008 zusammen mit der Eurokrise und den Staatsschulden zu einem gefährlichen Konglomerat vermengt. Um der Lage einigermaßen Herr zu werden flutet die EZB unter Mario Draghi den Markt mit billigem Geld, wohl wissend, dass dies einer schleichenden Enteignung entspricht. Doch wie bei jeder Veränderung gibt es am Ende nicht nur die Verlierer, sondern ebenfalls die Gewinner. Diese stammen vor allem aus dem Bereich der Wirtschaft. Denn neben den Banken, die billiges Geld für gute Zinsen verleihen dürfen, sind es hauptsächlich die großen Konzerne, die sich mit billigen Krediten oder Anleihen frisches Kapital besorgen. Mittlerweile sind hier die Zinsen ebenfalls so tief, dass es für die Firmen kostengünstiger ist das Geld zu leihen, denn die eigenen Reserven anzutasten. Eines dieser Unternehmen, die diesen Weg im letzten Jahr einschlugen, ist Novomatic, der Hersteller der berühmten Novoline Spielautomaten. Die im letzten Jahr herausgebrachte Anleihe lief sogar so gut, dass diese nun an der Wiener Börse in der Kategorie „Corporate Bond-Preis“ ausgezeichnet wurde.

Der österreichische Konzern Novomatic ist der Gigant unter den Glücksspielunternehmen in Europa. Zocker in den Online Casinos gehen hier vor allem an den Novoline Spielautomaten wie BOOK OF RA auf die Jagd nach fetter Beute. Doch im Bereich des Live Casino, kann Novomatic mittlerweile mit Extrem Live Gaming ebenfalls viele Spiele für die eigenen Kreationen begeistern.

Für 1,625 Prozent Zinsen waren die Anleger aus dem Häuschen

Seit rund zwei Jahren ist der österreichische Glücksspielgigant Novomatic auf Shopping-Tour quer durch die Welt. In England wurde eine kleine Entwicklerschmiede aufgekauft, in Australien ein ausgewachsener Spielautomatenhersteller übernommen und in Deutschland einen Betreiber von Casinos einverleibt. Allein diese drei Akquisen zusammen verschlangen an die 400 Millionen Euro. Mit der über 300 Millionen Euro Übernahme von Ainsworth soll Amerika erobert werden, mit Mazooma der Online Casino Bereich gestärkt und mit der Casino Royal Gruppe in Deutschland die Position weiter gefestigt werden. Strategisches Investment kostet Geld, doch zum Glück herrscht gerade die Niedrigzinspolitik der EZB. Anleger sind händeringend auf der Suche nach Zinsen und wurden letztes Jahr bei Novomatic fündig. Insgesamt 1,625 Prozent mehr Geld pro Jahr erhalten die Zeichner der Novomatic-Anleihe über maximal 7 Jahre. Nicht viel, doch in diesen stürmischen Zeiten besser als nichts. Gleich sechsmal mehr Interessenten gab es, als Anleihen von Novomatic zur Verfügung standen. Genau dieses große Interesse an der Anleihe verhalf nun dem Glücksspielunternehmen zur Auszeichnung in der Kategorie „Corporate Bond-Preis“ durch die Wiener Börse. Neben den eingestrichenen 500 Millionen Euro, die vor allem für den Kauf von Ainsworth und der Tilgung von Altschulden verwendet werden, kann die Anleihe ebenfalls als Testballon anderer Art betrachtet werden. Denn vor wenigen Wochen sickerte durch, dass Novomatic mit einem Börsengang spekuliert, der entweder in Frankfurt oder in London durchgeführt werden könnte.

Im letzten Jahr konnte Novomatic mit all seinen Tochterfirmen mit rund 4,4 Milliarden Euro zum ersten Mal die 4 Milliarden-Euro-Schwelle überspringen. Gleichzeitig mit den gestiegenen Erlösen erhöhte sich ebenfalls die Mitarbeiterzahl auf nun rund 29.000 Beschäftigte.

Die 500 Millionen Euro Anleihe ist erst der Anfang

Bei Novomatic in Österreich ist etwas im Busch! So zumindest scheint es, wenn die vergangenen Zukäufe und Aussagen aus dem Vorstand unter die Lupe genommen werden. Ab einer bestimmten Größe ist es für Konzerne fast nur noch möglich Wachstum zu generieren, wenn sie Mitbewerber akquirieren oder das Geschäft auf neue Bereiche ausdehnen. Der Provider der NOVOMATIC Lottery Solutions (NLS) hat diese Größe mit seinen mehr als 4 Milliarden Euro an Umsatz nahezu erreicht. Neue Märkte müssen genauso her wie neues Knowhow. Doch all dies kostet Geld, viel Geld. Um die weitere strategische Ausrichtung nach Amerika und Asien voranzutreiben, waren die 500 Millionen Euro durch die herausgegebene Anleihe bereits ein erster, guter Schritt. Allerdings ist diese Finanzspritze nur ein Bruchteil einer noch größeren Geldbeschaffungsmaßnahme. Denn der Vorstand beschloss im vergangenen Jahr ein 2 Milliarden-Emissionsprogramm aufzulegen. Diese ungeheure Summe, die ungefähr der Hälfte des Umsatzes des gesamten Konzerns entspricht, wird wohl zum größten Teil in weitere Zukäufe fließen. Dabei dürfte mit dem frischen Kapital wohl weiterhin der eigenen Strategie gefolgt werden. Übernahmen in den USA, in Lateinamerika sowie in Asien und dem Kernmarkt in Europa gelten so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Frage wird nur sein, welche der zahlreichen Glücksspielfirmen wird am Ende auf dem Speiseplan von Novomatic landen.